Wiener Hofburg
als Vorbild
für Kulturbauten

08. Feb 2024

Erstes historisches Gebäude Brandschutz zertifiziert

Woher wissen Sie, wenn Sie ein öffentliches Gebäude betreten, dass dieses brandsicher ist? Woher wissen Sie, dass alles Notwendige für den Brandschutz getan wurde? Woher wissen Sie, wenn Ihr Kind beim Schulausflug ein Museum besucht, dass alle Vorschriften eingehalten werden?

Jedes Jahr besuchen 25 Millionen Tourist*innen aus aller Welt das Areal der Wiener Hofburg, rund 5000 Personen wohnen oder arbeiten darin. Nach dem Brand der Redoutensäle im November 1992, bei dem wertvolles Kulturgut für immer verloren ging, erkannte man die großen Brandschutzdefizite im Bereich aller Kulturbauten in Österreich und begann mit dem Aufbau eines zielorientierten Brandschutzes. Neben umfassenden baulichen und technischen Maßnahmen wurde dabei in der Wiener Hofburg auch dem organisatorischen Brandschutz ein hoher Stellenwert zugeordnet. Im Bereich des abwehrenden Brandschutzes kam es weiters zur Installierung einer eigenen Betriebsfeuerwehr. Doch dies galt es zu perfektionieren.

Foto: ©Burghauptmannschaft

 

Die Ursache des Feuers, welches im Bühnenbereich des Großen Redoutensaals seinen Ausgang nahm, wurde nie vollständig geklärt. Experten schlossen einen Kabelbrand dezidiert aus. Als Ursache infrage kommen jedoch „weitere elektrische Vorgänge" oder Tabakreste, die brennbare Materialien entzündet hatten.

Verantwortung für Menschen und Schätze

Die Hofburg befindet sich im Eigentum der Republik Österreich und wird von der Burghauptmannschaft Österreich verwaltet. Um einer erneuten Brandgefahr wirksam zu begegnen und Personen darin bestmöglich zu schützen, entschied sich die Burghauptmannschaft rund um HR Mag. Markus Wimmer, Leiter des Baumanagements, Burghauptmann HR Mag. Reinhold Sahl und Brandschutzkoordinator Michael Sack für eine Zertifizierung im vorbeugenden Brandschutz. So kann nachgewiesen werden, dass die Burghauptmannschaft sich ihrer Verantwortung bewusst ist und Brandsicherheit auf hohem Niveau betrieben wird. Mit dem „Austria Gütezeichen für Brandschutzmanagement“ übernimmt die Wiener Hofburg eine Vorbildfunktion für andere wertvolle historische Objekte, denn die Einführung des Gütezeichens führt Organisationen und Betriebe hin zu einem sicheren Betrieb, wobei Personen-, Sach- und Umweltschutz miteinbezogen werden.

Brandschutzmanagement – wo liegt der Unterschied zu gesetzlichen Vorgaben?

Geprüft wird das Austria Gütezeichen für Brandschutzmanagement von der akkreditierten ÖQA Zertifizierungs-GmbH, einer Tochtergesellschaft der ÖQA. Unabhängige, berufene Fachexpert*innen überprüfen die Anforderungen der Zertifizierung. Basis bildet dabei die akkreditierte Güterichtlinie GRL 04 Brandschutzmanagement, welche von einem Gütezeichenfachausschuss, bestehend aus Fachexpert*innen und Interessenvertreter*innen, regelmäßig überarbeitet wird.

Durch ein erprobtes Managementtool soll in erster Linie erreicht werden, Mängel, die eine Brandgefahr hervorrufen können, zu erkennen, Entstehungsbrände auf ein Minimum zu reduzieren, die Brandausbreitung einzugrenzen und vorhandene Brandschutzvorkehrungen zu überwachen. Eigenkontrolle und Dokumentation sowie die Einbeziehung der obersten Leitung, um Ziele festzulegen, sind das Um und Auf. Die Erstellung einer Risikobewertung im Zuge der Begutachtung durch die Fachexpert*innen bilden die Grundlage für strategische Entscheidungen.

Erhöhte Brandsicherheit durch Zertifizierung

Die Wiener Hofburg ist der zweitgrößte zusammenhängende Bau Europas. Die einstige Residenz der Habsburger und seit 1946 Amtssitz des Bundespräsidenten wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Durch den Zubau zahlreicher Trakte aus unterschiedlichsten Epochen wuchs das Areal im Laufe der Jahrhunderte auf eine Gesamtfläche von 50 Hektar an. Die Komplexität der Gebäude, von der Nationalbibliothek über Museen und Veranstaltungssälen bis hin zur Präsidentenkanzlei und Wohnungen – und dies auf einem sehr weitläufigen Areal –, gestalteten die Implementierung eines Brandschutzmanagementsystems als herausfordernd. Ein Team von Fachexperten mit Dr. Otto Widetschek vom Brandschutzforum Austria und Ing. Rudi Scharf, führte die Überprüfung durch. Dabei wurden Erfolgsfaktoren und Verbesserungspotenziale aufgezeigt, die langfristig eine Optimierung der Strukturen, Prozesse und Abläufe sowie eine Qualitätssteigerung und damit alle notwendigen Belange für eine Brandsicherheit garantieren.

Auszeichnung für die Burghauptmannschaft

Im November 2023 war es schließlich so weit – die Wiener Hofburg wurde als erstes historisches Gebäude mit dem Austria Gütezeichen für Brandschutz und einem staatlich anerkannten Zertifikat ausgezeichnet. Alle Liegenschaften, die von der Burghauptmannschaft Österreich selbst genutzt werden, wurden zertifiziert. Mit diesem Zertifikat wird eine über die gesetzliche Verpflichtung hinaus gehende Qualitätssicherung durch eine unabhängige, neutrale Stelle dokumentiert.

Feierliche Zertifikatsverleihung in der Wiener Hofburg

Am 06. Februar 2024 fand die feierliche Übergabe des Zertifikates vom Vorstand der ÖQA an die Burghauptmannschaft sowie Vertreter der Betriebsfeuerwehr im ältesten Teil der Hofburg, dem Schweizerhof, statt.

 

v.l.n.r. Brandschutzkoordinator Michael Sack, Mag. Hagen Pleile, Vorstandspräsident der ÖQA, Burghauptmann HR Mag. Reinhold Sahl, Burghauptmannstellvertreter HR Mag. Markus Wimmer

 

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